Sonntag, 28. Dezember 2014

Rezension- Generation Golf (Florian Illies)

Eine Hommage an die Achtziger-Jahre-Jugend mit all ihren Macken und Liebenswürdigkeiten
  • Autor: Florian Illies
  • Verlag: Argon
  • Erschienen: 2000
  • Seitenanzahl: 224
  • ISBN-10: 3870245123


Über den Autor

Florian Illies (*1971) ist Journalist, Kunsthistoriker und Kunsthändler. Er studierte Kunstwissenschaften und neuere Geschichte in Bonn und Qxford. Der "Generation Golf " folgten die beiden weiteren Bände "Anleitung zum Unschuldigsein" im Jahr 2001 und "Generation Golf 2" im Jahr 2003, in denen er seine Beobachtungen bestärkt.



Inhalt

Die heutige Jugend ist ganz anders als früher! -  dieser Satz wird vielen Jugendlichen von ihren Eltern vorgeworfen, aber waren die damals wirklich so viel besser? Was macht die Generation der in den Achtzigern aufgewachsenen Jugend eigentlich aus? Florian Illies fühlt den Eigenheiten und dem Charakter der "Generation Golf" auf den Zahn, herzlich und analytisch. Er lässt Kindheit und Jugend Revue passieren, schwelgt in den schönen Kindheitserinnerungen vom Nutella essen am Wochenende und dem nach-dem-Baden-Wetten-dass-gucken-Ritual am Samstagabend, setzt sich aber auch mit dem übertriebenen Markenkult und die Politikverdrossenheit seiner Generation auf humorvolle und liebenswerte Weise auseinander. So beschriebt er die aufkommende Ego-Gesellschaft, die den erarbeiteten Wohlstand der Eltern genießt, und im Gegensatz zur rebellischen Vorgängergeneration der '68iger lieber über die neusten Videorecorder diskutiert als gegen Atomkraftwerke zu demonstrieren. Es ist die Darstellung einer Generation, für deren Sinnbild nicht etwa eine historische Epoche oder ein politisches Ereignis, sondern ein Mittelklasse-Auto steht, und von dessen Entwicklung sie geprägt, und von dessen Werbekampagnen sie geleitet wurde. Als Betroffener und Mitschuldiger portraitiert Illies seine Generation und beschäftigt sich kritisch, aber niemals anklagend oder anprangernd mit den Stigmata, sodass der Leser mit einem lachenden und einem weinenden Auge auf die "Generation Golf" zurückblicken kann.
"Die achtziger Jahre waren das langweiligste Jahrzehnt dieses Jahrhunderts. Nicole sang von ein bßchen Frieden, Boris Becker spielte ein bißchen Tennis, Kaffee hieß plötzlich Cappuccino und Raider Twix. Aber sonst änderte sich nix. Noch ahnten die zwischen 1965 und 1975 Geborenen nicht, daß sich das ganze Leben anfühlte wie die träge Bewegungslosigkeit eines gut gepolsterten Sonntagnachmittags. Ja, noch ahnte man nicht einmal, daß man einer Generation angehörte, der Generation Golf..."

Persönliche Meinung

Während früher Geha- oder Pelikan Füller die Jugend in zwei Gruppen teilte, wird heute nach Apple und Samsung Smartphoneusern selektiert. Der Markenkult hatte seinen Ursprung in den Achtzigern, heute wird nur in völlig anderen Dimension ausgelebt. So konnte ich beim lesen einige Parallelen zischen der Generation meiner Eltern und meiner eigenen feststellen, denn im Grunde ist es mit der Politikverdrossenheit doch immer noch genauso wie damals: Wir wissen mehr über das neuste Modell der "Play Station" als über die Wahleegebnisse der letzten Bunsestagswahl. Ich kann nun auch die Zerstörung von Kindheitserinnerungen einer ganzen Altersgruppe durch die Absetzung von "Wetten, dass..." besser nachvollziehen, und bin dankbar für dieses Buch, durch das ich viel über die Kindheit und Jugend meiner Eltern gelernt habe.
Die Inspektion der "Generation Golf" gibt Hoffnung für die die Entwicklung der heutigen Jugend (vielleicht Generation Digital?), denn aus den Golf- Anhängern und Barbour-Jacken-Trägern ist schließlich auch noch was geworden.



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