Mittwoch, 9. September 2015

Im Westen nichts Neues - Erich Maria Remarque (Rezension)

Der erste Weltkrieg aus der Perspektive eines Frontsoldaten


  • Autor: Erich Maria Remarque
  • Verlag: Propyläen
  • Erscheinungsjahr: 1929
  • Seitenanzahl: 286

Ihnhalt

Sie sind jung, haben Träume und eine Zukunft: Sie sind noch Kinder als der Krieg sie zu Soldaten macht. Der Tausch von Klassenzimmer gegen die französische Front nimmt ihnen Jugend und Existenz, auch wenn sie den Kampf überleben. Sie werden zu alten Männern, erfahren im Töten, von Leere erfüllt und Menschlichkeit verlassen. Es ist eine ganze Ganze Generation, von der Begeisterung und Kriegseuphorie der Anfangsjahre gepackt, die für das Vaterland kämpft, und dabei alles verliert. 
Remarque erzählt die Kriegserfahrungen des neunzehnjährigen Paul Bäumers, der mit seinen Schulkameraden an der Westfront stationiert ist. In den Schützengräben liegen sie gemeinsam, verbringen ihre freie Zeit zusammen. Sie sind mehr als Freunde, denn im Krieg sind sie eine Familie. Während die Verwandten in der fernen Heimat in völliger Ahnungslosigkeit um ihr Dasein leben, sehen sie einander sterben. Der Krieg mit seiner zerstörerischen Macht hat sie abstumpfen lassen. Die rohe Gewalt und der Alltag an der Front zu aphatischen Kriegern gemacht. Wenn sie auch nicht an der Front sterben, ihre Leben haben sie längst in den Schützengräben verloren.
Als Paul zum Heimaturlaub zu seinen Eltern zurückkehrt, fühlt er sich nicht mehr zu Hause. Mutter und Vater sind ihm fremd geworden, nie mehr wird er in sein altes Leben zurückkehren können, so sehr er sich auch seine Träume zurückwünscht. Der Tod wird zu seiner einzigen Perspektive...


"Unsere Gedanken sind wie Lehm, sie werden geknetet im Wechsel der Tage. Sie sind gut, wenn wir Ruhe haben, und tot, wenn wir im Felde liegen. Trichterfelder draußen und drinnen." -S.266


Persönliche Meinung

Die Urkatastrophe des 20.Jahrhunderts erschüttert die Welt in ungeahnter Intensität. Der Einsatz von Artillerie, Giftgas und Maschinengewehren in Materialschlachten von bisher unbekanntem Ausmaß, das grausame Massensterben in den Schützengräben und die Hoffnungslosigkeit der Soldaten im Stellungskrieg charakterisieren den den ersten Weltkrieg, der mehr als neun Millionen Soldaten das Leben kostete. Erich Maria Remarque hat uns mit diesem Stück Weltliteratur ein beeindruckendes Zeitzeugnis vermacht, ihm ist es gelungen die unvorstellbare Grausamkeit in Worte zu fassen und vor allem die Auswirkungen auf diejenigen, die an der Front Ehre verteidigt und Würde verloren haben, darzustellen. So brutal, dass man am liebsten manche Stellen überlesen möchte, aber von so großer Bedeutung, jedes Wort einzeln aufzusaugen. Es ist eine Lehre und ein Appell an die zukünftigen Generationen, einen solchen gegenstandslosen Krieg nie wieder eine Gesellschaft zerstören zu lassen. Auch Bäumer und seine Kameraden zweifeln an der Sinnhaftigkeit des ewigen Kampfes: Ist der Feind nicht mit der selben Berechtigung überzeugt von seiner Pflicht, sein Heimatland zu verteidigen? Doch im Krieg wird aus Menschlichkeit blanker Hass, und aus Mitgefühl Überlebenskampf; Einen nach dem anderen trägt er der erfahrene Soldat aus den Trichterfeldern, von seinen Freunden bleibt ihm nichts über als die Wunden des Krieges.
Diese Schlacht kennt keine Gesichter, Namen oder Existenzen. Im Schützengraben sind alle Menschen gleich, die ärgsten Kriegsfanatiker werden zu ängstlichen Kindern, und junge Rekruten beweisen eiserne Stärke.
An einem Tag im Sommer 1918, der Heeresbericht meldet, im Westen gebe es nichts neues zu verzeichnen, fällt auch Paul Bäumer als letzter Soldat seiner Kompagnie dem Krieg zum Opfer. So kurz vor Kriegsende ist es für ihn ein erlösender Tod, ins Leben findet er nicht mehr zurück.




                                                                               


Eine Originalausgabe von 1929 - die Bücherverbrennung der Nazis überlebt, soll dieses Werk über alle Zeit von der Brutalität und Sinnlosigkeit des Krieges erzählen!